Arbeit mit Traumafolgen

Arbeit mit Traumafolgen

Maßgeblich ist nicht, was wir Schlechtes erlebt haben, sondern welche schlechten Folgen dies noch heute für uns hat, und wie wir diese so verringern können, dass wir (wieder) Lebensqualität erfahren.

Mein Traumaverständnis

Trauma heißt, direkt übersetzt, „Verletzung“. Ich arbeite sehr gerne mit diesem einfachen Traumabegriff. Ebenso arbeite ich gerne mit dem Begriff der Traumafolgen als Begriff für die (psychischen) Folgen, mit denen Menschen aufgrund zuvor erfahrenen und nicht ausreichend verarbeiteten Verletzungen zu tun haben.

Bei Lydia Hantke und Joachim Görges vom institut berlin durfte ich ein Verständnis von Traumafolgen kennenlernen, welches mich sehr angesprochen hat und seitdem begleitet. Sie verstehen ihr Traumamodell in erster Linie als eine „Verarbeitungs- und Überlebenstheorie“, die sich mit dem Phänomen nicht ausreichend verarbeiteter, belastender Erfahrungen auseinandersetzt.

Wir sprechen von Traumatisierung, wenn ein Ereignis, gleich welcher Natur, nicht während des Geschehens verarbeitet werden konnte und wenn auch nachfolgend die körperlichen und vor allem sozialen Voraussetzungen nicht gegeben sind, um die Folgen zu integrieren.

Hantke/Görges 2023

Dies ist ein weites Verständnis von Trauma und Traumafolgen. Es ist deshalb hilfreich, weil es das benennt, worum es in der Traumaarbeit eigentlich geht, beziehungsweise gehen sollte: Menschen darin unterstützen, belastende Erfahrungen so zu verarbeiten (einzuordnen, zu integrieren), dass das Vergangene das Heute nicht mehr so stark beeinträchtigt, und mehr Lebensqualität möglich ist.

Dieses Verständnis entspricht auch der Erfahrung vieler Menschen, die unter Traumafolgen leiden, die aber nicht in die engen diagnostischen Grenzen von Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) und komplexer Posttraumatischer Belastungsstörung (kPTBS) passen.

Insbesondere Menschen, die Entwicklungstraumata erlebt haben, sowie Menschen mit Belastungen durch Diskriminierungsstress, können mit diesem weiten Traumaverständnis besser erfasst werden.

Traumafolgen mildern

Das Gesamtsystem Mensch wird über traumasensible, stabilisierende und aufarbeitende Arbeit wieder mehr in Einklang miteinander gebracht. Mit meiner traumasensiblen Arbeitsweise lade ich dazu ein, den eigenen Ressourcenbereich zu stärken und zu weiten, da erst dies uns erlaubt, die Gegenwart zu genießen, sich auf die Zukunft zu freuen und sich der Vergangenheit heilsam anzunähern.

Das Leben wird insgesamt leichter, da weniger Energie für nicht notwendige Stressreaktionen verbraucht wird. Eigene Grenzen und Potenziale können besser erkannt werden, potenzielle Bedrohungen können angemessener eingeordnet und beantwortet werden. Wir sind besser im Kontakt mit uns und können daher besser beurteilen, was uns guttut. Wir gehen weniger angst- und sicherheitsgeleitet durch die Welt, sondern neugierig, zufriedenheits- und gestaltungsorientiert. Unter Berücksichtigung gegebener gesellschaftlicher Rahmenbedingungen können wir das eigene Leben so gestalten, dass eine bestmögliche Lebensqualität erreicht wird.

Eine Auseinandersetzung mit vergangenen Traumata aus einer gestärkten Perspektive heraus kann helfen zu verstehen, warum wir heute mit bestimmten Situationen Schwierigkeiten haben und Hinweise darauf geben, was geeignete therapeutische Ansätze sind. In meiner traumatherapeutischen Arbeit kommen hierbei grundsätzlich eher sogenannte „sanfte“ traumatherapeutische Ansätze zum Tragen. Ihr graduelles Vorgehen entspricht der Entstehungsweise von entwicklungs- oder diskriminierungsbedingten Traumafolgen, die sich durch fortwährende, nicht immer klar fassbare Verletzungen über längere Zeiträume auszeichnen. Mit einer achtsamen, bedarfsbezogenen Exposition, begleitet durch kontinuierliche Stabilisierungs- und Stärkungsarbeit, kann erfahrendes Leiden in kleinen, passenden Portionen verarbeitet und integriert werden.

In vielen traumatherapeutischen Ansätzen weisen die Begrifflichkeiten bottom up und top down (vgl. Heller/Lapierre 2021) darauf hin, dass erfolgreiche Heilungsprozesse in der Regel sowohl kognitive (top down) als auch körperliche (bottom up) Ansprache benötigen. In meiner Arbeit bedeutet dies, die verschiedenen Ebenen Körper, Gedanken, Gefühle und Verhalten im Blick zu haben und therapeutisch anzusprechen. Ich arbeite daher mit einer Kombination aus kognitiven, emotionsfokussierten, körperpsychotherapeutischen und verhaltenstherapeutischen Methoden und Ansätzen.